Nachitschewan

Nachitschewan
I
Nachitschewạn,
 
aserbaidschanisch (Aseri) Naxçɪvan, Hauptstadt der Autonomen Republik Nachitschewan, Aserbaidschan, im Tal des Araks, 10 km vor der iranischen Grenze, 66 800 Einwohner; Universität; Trikotagen-, Leder-, Möbelindustrie, Tabakfabrik, Weinkellerei.
 
 
Nachitschewan, bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet, war vom 8. bis 10. Jahrhundert ein bedeutendes Handels- und Gewerbezentrum und wurde im 12. Jahrhundert Residenz souveräner Fürsten. Vom 13. bis 17. Jahrhundert stand es unter der Herrschaft der Mongolen, Timurs und Persiens (mehrmals zerstört). Seit Ende des 18. Jahrhunderts Hauptstadt des Khanats Nachitschewan, fiel es 1828 an das Russische Reich. 1924 wurde es Hauptstadt der gleichnamigen autonomen Republik.
II
Nachitschewạn,
 
aserbaidschanisch (Aseri) Naxçɪvan, Autonome Republik Nachitschewạn, Teilrepublik von Aserbaidschan im äußersten Süden Transkaukasiens, bildet eine Exklave im Gebiet Armeniens, 5 500 km2, (1994) 295 000 Einwohner; Hauptstadt ist Nachitschewan. Nachitschewan ist überwiegend ein Gebirgsland und liegt zu drei Vierteln über 1 000 m über dem Meeresspiegel. Es steigt von der trockenheißen Araksniederung im Süden (600-1 000 m über dem Meeresspiegel) an der Grenze zu Iran und zur Türkei zum Ararathochland mit der Sangesurkette (3 904 m über dem Meeresspiegel) an. Vorherrschend ist ein streng kontinentales, trockenes subtropisches Klima, in den Ebenen mit heißen Sommern (mittlere Julitemperatur 28º C) und kurzen, aber kalten Wintern (Januarmittel —3 bis —6º C). In tieferen Lagen und Teilen des Gebirgsvorlandes hauptsächlich Wermut-Halbwüsten-Vegetation, in mittleren Gebirgslagen Phrygana oder Felsheide, zum Teil auch Gebirgssteppe, in Hochlagen subalpine und alpine Wiesen; nur 0,5 % der Gesamtfläche sind bewaldet.
 
Nach der Volkszählung von 1989 waren von den Bewohnern 95,9 % Aserbaidschaner, 1,3 % Russen, 1,0 % Kurden, 0,7 % Ukrainer, 0,6 % Armenier sowie 0,5 % Angehörige anderer Nationalitäten. In Nachitschewan kam es seit 1988 zu religiösen und ethnischen Spannungen zwischen Armeniern und Aserbaidschanern. Am dichtesten ist die Araksebene besiedelt.
 
Größte wirtschaftliche Bedeutung haben der Acker- und Gartenbau. Nur rd. 7 % der Fläche können, meist nur bei ausreichender Bewässerung, genutzt werden; Baumwollanbau, Wein- und Obstbau, Tabak-, Gemüse-, Getreideanbau sowie Schaf- und Rinderhaltung. Ein traditioneller Zweig ist die Seidenraupenzucht. Die Industrie ist auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte ausgerichtet (Naturseide-, Bekleidungs-, Tabak-, Nahrungsmittelindustrie). Daneben haben die elektrotechnische Industrie sowie die Baustoffindustrie Bedeutung, ebenso der Bergbau auf Blei, Zink, Molybdän und Steinsalz. Zwei Wasserkraftwerke am Araks versorgen die gewerbliche Wirtschaft mit Elektroenergie.
 
 
Nachitschewan, eine alte Kulturlandschaft, gehörte seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. zum Reich der Achaimeniden, seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. zu Atropatene (Medien). Zur Zeitenwende ein Handelszentrum, wurde es im 3. Jahrhundert von den Persern und im 7. Jahrhundert von den Arabern erobert. Im 11. Jahrhundert unterwarfen es die Seldschuken, im 13. Jahrhundert die Mongolen und im 14. Jahrhundert Timur. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert war es Streitobjekt zwischen dem Osmanischen Reich und Persien; im 18. Jahrhundert enstand hier ein unabhängiges Khanat, das nach dem Russisch-Persischen Krieg (1826-28) an das Zarenreich fiel. Während des Bürgerkriegs (1918-20) drangen türkische und britische Truppen in das Gebiet vor; Anhänger der »Mussawad«-Partei gründeten 1918 die kurzlebige »Arakische Republik«. Nach Errichtung der Sowjetmacht (1920) wurde die SSR Nachitschewan proklamiert, die - obwohl auch Armenien das Gebiet beanspruchte - 1923 zu einer autonomen Region und am 9. 2. 1924 zu einer ASSR innerhalb Aserbaidschans umgebildet wurde. 1989/90 entstand eine gespannte Situation im Grenzgebiet zu Iran, als muslimische Nationalisten die Grenzbefestigungen zerstörten und eine Wiedervereinigung mit den auf iranischer Seite lebenden Aserbaidschanern forderten.

Universal-Lexikon. 2012.

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